Wenn man über Land fährt, fällt einem da und dort, meist vor einem
Bauerngehöft, ein Hochzeitsbaum auf, ein schlichter Baumstamm, an dem ein
Fichtenkranz und weiter unten ein Kinderwagerl hängen.
Ein Hochzeitsbaum ist Sache des Burschenvereins. Mit 16 Jahren kann ein
ortsansässiger Bursche in den Verein eintreten. Seine Mitgliedschaft dauert bis
zur Hochzeit, was aber nicht heißen soll, dass er danach von der
Vereinsgeselligkeit ausgeschlossen ist.
Hat er nun das Heiraten vor, stellt ihm der Verein, falls das vom Platz her
möglich ist, einen Hochzeitsbaum auf. Wenn sich der Hochzeiter seinen Baum
ausgesucht hat, welcher ja einen materiellen Wert darstellt, schneiden die
Burschen diesen um, bringen ihn zu seinen Haus und stellen ihn etwa 14 Tage vor
der Hochzeit von Hand mithilfe von Schwaiberln auf. Dass nach der
schweißtreibenden Plagerei feuchtfröhlich bis in die frühen Morgenstunden
gefeiert wird, gehört selbstverständlich dazu. Der Baum steht so lange, bis
sich bei den jungen Eheleuten Nachwuchs einstellt, aber nie länger als ein
Jahr. In jedem Fall wird er von den Burschen umgeschnitten, aber unter
zweierlei Aspekten.
Ist ein Mädchen zur Welt gekommen oder blieb die Ehe gar kinderlos, geht der
Baum in den Besitz des Vereins über, denn so wurde für den Hochzeiter kein
Nachfolger erbracht.
Wurde jedoch ein Bub geboren, bedeutet das Nachwuchs für den Verein und Holz
für die Eheleute. Dass Umlegen des Baumes, welches wieder mit Arbeit und
Schinderei verbunden ist, mit einer Brotzeit ausklingen zu lassen, ist ja
verständlich.
Erwähnenswert ist vielleicht noch die Hochzeitsgaudi, die eigentlich mit dem
Aufstellen des Hochzeitsbaumes zu tun hat, aber traditionsgemäß vom
Burschenverein veranstaltet wird. In der Regel kommt der Hochzeiter nicht darum
herum, dass er im Morgengrauen mit Böllerschüssen geweckt wird.
Während danach sämtliche Hochzeitsaktivitäten in Gang kommen, richten die
Burschenvereinstmitlgieder Schlepperanhänger, Transparente und andere
Utensilien, die sie für den Gaudizug brauchen, zusammen. Ist es jetzt
tatsächlich mit dem Burschen so weit gekommen, dass er vor dem Altar steht, der
Herr Pfarrer seinen Segen gibt und er vielleicht mit Wehmut noch einmal an
seine Junggesellenfreiheit zurückdenkt, warten die restlichen Burschen schon
ungeduldig vor der Kirche. Sobald das Brautpaar die Kirche verlässt, setzt sich
der Zug in Bewegung. Der Braut und den Hochzeitsgästen wird dann anschaulich
vor Augen geführt, welches bewegte Leben der ehemalige Bursche hinter sich hat.
Anschließend wird das Brautpaar in einer geschmückten Kutsche, gezogen von
einem alten Lanz-Bulldog, noch durch Putzbrunn gefahren.